Ein Team ist mindestens auf Weltrekordroute
Die Nacht neigt sich dem Ende, es wird hell. Allein Kirsten dreht noch ihre Runden, mit einem Schni von 38,945 km/h. Damit ist ihr der 12h Rekord sicher. Sie muss nur noch zu Ende fahren. So entspannt wie sie auch die letzte Pause absolviert hat, sollte das aber kein Problem sein.
Bernd Paul hat seinen Rekordversuch abgebrochen, weil er in dem Fahrzeug nicht optimal sitzen konnte. Das hängt sicher damit zusammen, dass er erst vor wenigen Wochen mit dem Velomobilfahren angefangen ist. Er hat zwar schon etliche Stunden mit dem geliehenen EVO von Daniel Fenn trainiert, aber Bernd Paul meinte selber, es wäre vermessen zu erwarten, dass er beim ersten Versuch gleich einen Rekord bricht. Mit einem Schnitt von 54,385 km/h über 8h:15:12,134 hat er aber eindrucksvoll gezeigt welches Potential er hat.
Wulf Kraneis hat den Milan SSL auf die Stecke gefahren um zu versuchen den 6h bzw. den 12h Rekord zu brechen. Er ist mit knapp über 60km/h unterwegs.
Jan van Steg ist Befalls mit dem Cygnus auf der Strecke und fährt 72/73 km/h. Er hat noch nicht die richtige Fahrtechnik gefunden, das Rad schwank mehr als es der Aerodynamik und damit dem Speed guttut.
Kirsten Niederlein ist jetzt Weltrekordhalterin über 12 Stunden.
Charles Henry hat nocheinmal einen Versuch gestartet, weil das Wetter doch besser aussieht als angesagt.
Leider ist ihm aber der Seitenwind auf einigen Abschnitten der Strecke zu stark, so dass er erneut den Rekordversuch vorzeitig beendet hat.
Die Fahrer sind jetzt schon fast 7 Stunden unterwegs. Die Abnahme war gleichzeitig ein Wiedersehn und Kennenlernen der neuen und alten Teams. Man hatte viel Zeit, viel mehr als einigen lieb war, denn das DEKRA Oval war noch von einem andern Kunden belegt. Leider bestand dieser Kunde auch auf ein Fotografieverbot. Das russische Team hatte das bereits tags zuvor leidvoll erfahren. Da war man 3000km angereist und durfte das eigene Fahrzeug nicht im Einsatz fotografieren.
Bevor wir das Gelände betreten durften, mussten wir alle Kameras und Handys mit Kamera abgeben ... zu meiner besonderen Freude ich natürlich auch. Selbst der pressevertreter der SZ musste seine Kamera abgeben.
Gerade noch rechtzeitig zum Start bekamen wir dann aber die Freigabe zum Fotografieren, so dass ihr nicht ohne Bilder auskommen müsst.
Im Fahrerlager herrschte ein buntes Treiben. Alle waren mit irgendwelchen Vorbereitungen befasst. Kaum zu glauben das einige gleich einen Weltrekord angreifen wollten. Allerdings ist das auch wohl ein wenig Ritual, um von der eigenen Nervosität abzulenken. Wer schraubt kann kaum mehr Zweifel über die anstehende Herkulesaufgabe entwickeln.
Kirsten Niederland im Milan, Barbara Buatois im 3Rad Varna, Charles Henry im VV-Peregrin und Bernd Paul im EVO-K gingen auf Kilometerjagd. Alle gingen ihre Fahrt gut an. Bernd gleich mit über 60 km/h im Schnitt. Der Liegeradnewby trumpfte mit seien Langstreckenerfahrung auf. Allein Barbara kam nicht recht in Schwung. Die Kamera, die sie zum Sehen brauchte, funktionierte nicht wie gewünscht und der Antrieb machte Geräusche die an der Tauglichkeit für einen Langstreckenrekord doch erhebliche Zweifel aufkommen ließen.
Bernd pendelte sich auf einen 57er Schnitt ein, Kirsten auf 43 und Charly zog, beeindruckend leise, mit faszinierenden 73km/h seine Runden.
Im Fahrerlager herrschte immer noch die große Bastelstunde. Jan van Steg versucht einen Start und musste gleich wieder für Verbesserungen in die Box. Sein schönes Rad war noch nicht auf dem nötigen Entwicklungsstand und ihm selber fehlte noch Fahrpraxis im Cygnus.
Kurz nach Einbruch der Dunkelheit gab es dann leider den ersten Ausfall. Ausgerechnet Charly hatte Probleme. Irgendwie war das nicht sein Tag. Erst machte sein Auto schlapp und nachdem er sich endlich entschlossen hatte, die 6 bzw. 12h schon am Abend zu starten, um dem angekündigten Regen zu entgehen, machte auch noch seine Motivation schlapp. Die einsetzende Dunkelheit bracht auch Abkühlung und damit leider auch Dunst auf der Scheibe von Charlies Fahrzeug. Zudem merkte er das die abnehmenden Temperaturen auch bremsten. Trotz einem Schnitt von 73,324 km/h gabe er nach 2:18 auf.
Bernd und Kirsten haben ihre ersten Stopps hinter sich, die gegensätzlicher nicht hätten sein können. Bernd ging es gar nicht schnell genug. Außerdem hatte er Stress mit der Kommunikation. Sein Handy kam mit der Geräuschkulisse im EVO nicht zu Recht, so das Bernds per Handy übermittelten Wünsche für seine Betreuer kaum bzw. gar nicht zu verstehen waren. Kirsten lies sich dagegen bei ihrem Stopp soviel Zeit , das man meinnen konnte, sie wolle vor der Weiterfahrt auch noch die Kinder ins Bett bringen. Beide sind nach wie vor zügig unterwegs. Kirsten nach 4:40h mit einem 36er Schnitt, da schlug die Pause zu Buche und Bernd fährt nach 4:48 mit beeindruckenden 57,161 ums Oval.
28.7.2012 - Samstagnachmittag
Die Anreise zum DEKRA Oval war diesmal recht beschwerlich. In ganz Norddeutschland wüteten Gewitter und offensichtlich hatte das Auswirkungen auf den Verkehr. Daniel Fenn, als Berufsbusfahrer eigentlich mit gutem Gespür für die schnellste Verbindung, war leider vom Glück verlassen. Nicht nur auf der Anreise zu mir, auch auf dem weiteren Weg Richtung Dresden fuhren wir von einem Stau zum Nächsten.
Geplant war, das Bernd Paul zum Training zur Verfügung gestellte EVO-K von Daniel, am Freitagabend am DEKRA Oval in Empfang zunehmen und für das 24h Rennen vorzubereiten.
Daniel hat sich sein EVO-K zwar um 2:00 Nachts, nach unserer Ankunft noch angeschaut, aber dann doch das Bett der Werkbank vorgezogen. Leider war nach der ersten Besichtigung klar, dass heute am Samstag mehr Arbeit auf ihn wartete als gewünscht. Das EVO-K hatte leider einen Transportschaden an der Spurstange, weil die Befestigung beim Transport auf dem Auto etwas unglücklich gewählt wurde.
Um 10:00 ging Daniel frisch an Werk, Spurstange richten, Spur einstellen, Licht montieren, Belüftung und Sitzposition nach Bernds Wünschen verändern. Neue Laufräder* anpassen, Spur feineinstellen etc. ... Im Hintergrund sind noch Maschinengeräusche wahrnehmbar.
Jetzt warten wir aufs Briefing und hoffen das uns das Wetter gnädig ist. Die ganz großen Gewitterwolken scheine vorbeigezogen zu sein und haben sich auch mit leichten Schauern bemerkbar gemacht. Bernd Paul schwankt zwischen Zuversicht und leichten Zweifeln, ist aber angesichts der bevorstehenden Tortour vergleichsweise locker drauf.
Gerade habe ich Fotoverbot bekommen, bis der letzte Kunde die DEKRA verlassen hat. Ich hoffe , das die schnell nach Hause wollen oder ich ein Ausnahmegenehmigung bekomme ...
*diese Laufräder haben übrigens keine Vollscheibe als Verkleidung, weil sie nach innen gespeicht sind und die Höhendifferenz zwischen Felge und Nabenmitte für eine einfache Carbonscheibe zu groß wäre. Der Aufwand für eine angepasste Carbonscheibe aber stände nicht im Verhältnis zum Aerodynamikgewinn.
2.7.12 - Montagabend
Das Kurzstreckenrekordevent 2012 auf dem DEKRA Oval wurde mit ein paar Trainingsrunden von Oliver Lehtonen beendet.
Francesco Russo war bei seinem Versuch zwar auf Rekordkurs und es war sicher die zweitschnellste Fahrt seines Lebens, nur. Leider hat auch hier wieder der Teufel im Details zugeschlagen und seinen Antrieb lahm gelegt, so dass er nach 45 min abbrechen musste.
Ähnlich erging es Wil Baselmans im Velox2, den ein Sturz stoppte.
Erfahrene Teams und Fahrer sind genauso gescheitert, wie eine mit enormer Manpower und Motivation ausgestattet junge UNImannschaft. Letztlich hat das Wetter alle an den Rand ihrer Möglichkeiten getrieben. Man musste schnell reagieren und auf den Punkt Weltklasseleistungen von Fahrer und Fahrzeug zur Verfügung haben. Ein erfahrener Teamleiter sagte mir an diesem Wochenende, alle wichtigen Parameter für einen Rekord auf den Punkt zusammen zu kriegen, dass schafft man vielleicht alle 5 Jahre einmal. Wohl deshalb ist die Philosophie von Francesco Russo gut nachvollziehbar. Man kann nicht auf den richtigen Zeitpunkt warten. Man muss fahren, wenn man die Gelegenheit hat. Vielleicht könnte es noch bessere Bedingungen für eine noch bessere Fahrt geben, aber was man hat , hat man!
Es ist ein schwacher Trost für die Athleten, dennoch zeigt dieses Rekordwochenende, wie hoch die Trauben mittlerweile hängen. Dieses Wochenende ohne Rekord veredelt aber die bestehenden Rekord. Wie ein guter Wein, werden sie mit jedem Jahr in dem sie bestehen wertvoller.
1.7.12 - Sonntag Vormittag
Heute gab es schon eine frühe Einheit ab 8:30. Die erste Fahrt startet Ellen v. Vugt mit ihrem neuen VeloxX kurz nach 9:00. Der Fehler vom Vortag war gefunden und beseitigt. Jetzt konnte es auf die „Jagd“ gehen. So locker als ginge es zu reiner gemütlichen Sonntagrundfahrt, machte sich das Team startklar. Einziger Spannungspunkt, Ellen beim Abklemmen nicht zu lange in der Sonne stehen zu lassen. Zunächst wollte das Klebeband an einigen Stellen nicht richtig kleben, aber diese Setllen waren schnell gesäubert und das Problem behoben. Wie gewohnt zog Ellen nach wenigen Meter ganz ruhig und praktisch gar nicht schenkend ihres Weges. Diesmal klappte alles . Wie ein Uhrwerk zog sie mit etwas über 70km/h regelmäßig an uns vorbei.
Ein Stundenrekord wurde dies so leider nicht, aber immerhin die zweite komplette Fahrt diese Wochenendes. Für mich war es auch die beeindruckendste Fahrt, weil jetzt klar ist welches Potential in diesem Team steckt. ich glaube, das im Moment kein Team weiter ist. Das Fahrzeug ist schnell und im Vergleich zu den Mitstreitern schon fast komfortabel. Währen ihrer Fahrt wurde es in Ellens VeloxX kaum wärmer als 30°C, allerdings muss die Luftzugfuhr noch etwas optimiert werden, weil sie nicht dahin strömt, wo Ellen es gern hätte. Und das VeloxX braucht für diese 70 km/h nur 130 -160 Watt. Selbst im momentanen, nicht optimalen, Trainingszustand kann Ellen das auch länger als eine Stunde abrufen. Wir dürfen gespannt bleiben.
HPT Delft war als nächstes Team am Start. Man hatte die ganze Nacht, bis 5:00, die Erfahrungen der letzten Tage versucht in Verbesserungen einfließen zu lassen, um heute die Stunde angreifen zu können. Ein Problem waren die Erschütterungen durch den Asphalt, die die im Windkanal zu fast 85% anliegende Strömung, fiel zu früh abreißen lies. Diesem Problem will man mit dämpfenden Elementen zwischen Rahen und Karosse Herr werden.Das Team steht trotz solcher Stressaufgaben sehr gut zusammen und Fehler werden gemeinsam analysiert und gemeinsam gelöst. Auch diese Teamfähigkeit ist Teil des studentischen Projekts der Uni Delft.Die Startroutine wurde eingeleitet und wie immer per Checkliste kontrolliert . Kleine Schwierigkeiten deuten sich aber schon. Leider traf das Vermutet auch ein. Der Start war leider kaum ein echter Start. Der Starter David konnte das Velox2 gar nicht loslassen. Es steuerte direkt auf den Grünstreifen. Der Kameramonitor, kam mit den tropischen Bedingungen vor Ort nicht zu Recht. Solches Wetter gab es bei noch keinem Test.
Heute nachmittag will es das HPT Delft aber noch einmal versuchen.
Daniel Fenn war ebenfalls in der Nacht fleißig und hat den Fehler im Antrieb gefunden. Ein neues Ritzelpaket mit etwas anderer Abstufung lies die Kette geringfügig anders laufen als bisher. Leider gerade eben so , dass sie unter Last schleifen konnte. Ein erste Testfahrt ergab eine deutlich Besserung, ganz zufrieden war Daniel aber immer noch nicht.
Samstag 30.6.2012
Nachdem alle Teams in den vergangenen Tagen testen konnten und der Regen vom Vormittag sich endgültig verzogen hatte, treffen sich heute, am Samstag alle Teams zum Showdown. Gegen 15:00 stand die Teststrecke zur Verfügung . Die Luft war schon fast schwül weil es am Vormittag doch recht heftig geregnet hatte. Kein optimalen Bedingungen für eine Rekord aber zumindest eine Versuch wert.
Als Erster ging der Finne Oliver Leghtonen an den Start. 22 Jahre jung wollte er sich im Ristretto an der Stunde versuchen. Ein frisches ehrgeiziges Team mit einem jungen gut trainierten Fahrer in einem bewehrten Fahrzeug, das klingt vielversprechend.Es fehlte noch etwas an Routine, das konnte man z.B. an der Abklebeprozedur merken. Zum einen dauerte es länger als bei den erfahrenen Teams und man hatte nicht daran gedacht, in dieser Zeit für den Fahrer in seinem Fahrzeug vor der doch recht kräftigen Sonne zu schützen. Kurzerhand spendeten einige Observer mit ihren Körpern Schatten so gut es ging. Dann war es aber soweit und Oliver machte sich auf den Weg.
Der Start gelang ihm dabei schon ziemlich gut und nach 4:24 war seine erste Runde gefahren. 74,15km/h sind für den Start kein schlechter Wert. Bei der zweiten Runde waren es immerhin schon 82,58km/h.
Letztlich musste Oliver sich aber mit 78,9km/h über die Stunde zufrieden geben. Leider kein Weltrekord, aber für die erste Rekordfahrt seines Lebens sehr beachtlich. Dementsprechend zufrieden war Oliver auch.
Danach startete HPT Delft. Die Fahrer des Teams sehen alle aus wie Modellatlethen und alle anderen Teammitglieder haben eine klar definiert Aufgabe. Während einig das VeloX2 auf den jeweiligen Fahrer einrichten, kümmern sich andere um die Berichterstattung, und wie andere Teammitglieder kümmern sich um das leibliche Wohl der Fahrer oder das diese ausreichen Schatten haben. Der Einstieg wird dann vom Abarbeiten einer Checkliste begleitet und auch hier hat alles seine Ordnung. Es gibt jeweils jemanden, der für den Helm und das Mikrophon zuständig ist, als auch ein Teammitglied, das den Deckel samt Kamera und Messtechnik betreut. Auch bei denjenigen die das Fahrzeug halten und bewegen ist immer klar wer wofür zuständig ist. Dann geht es auf die Strecke und auch hier hat das Team bereits die Begleitzone für die Anfahrhilfe markiert. Der beim Start das Fahrzeug haltenden Begleiter darf nämlich nicht weiter als 15m beim Start helfen. Alvin geht nach dem nicht ganz so souveränen Start gleich ordentlich zur Sache. Das Warmfahren hat selbst bei diesen hohen Außentemperaturen Sinn gemacht. Das VeloX2 kommt mit hoher Geschwindigkeit durchgefahren liegt aber nicht wirklich ruhig auf der Strecke. Mit ca. 80 km/h ist Alvin unterwegs. Das wird nicht reichen. Irgendwann wird das auch dem Team klar und man bricht den Versuch nach gut einer halben Stunde ab. Dabei hat sich Alvin immer mit mehr als 80 km/h bewegt, teilweise sogar mit bis zu 88 km/h. Allerdings musste er dafür auch 300 bis 380 Watt treten. Das müsste eigentlich auch mit mit weniger Leistung gehen.
Die verbliebene halbe Stunde nutzte das Team dann noch um mit den anderen Fahrern etwas zu experimentieren und auch Daniel Fenn, der mittlerweile auch eingetroffen war, nutze die Pause für ein paar Proberunden.Dann machte sich Francesco für seinen Rekordversuch startklar. Wie immer war er perfekt vorbereitet. Währende des Warmfahrens war er in ein Frotteeoberteil gekleidet und auch an den Armen hatte er Frottee. Mit Wasser getränkte kühlte ihn das Material runter. Als ob das noch nicht genug Kühlung wäre brachte Damijan noch Kühlboxen mit Handtüchern in Eiswasser. Damit kühlte sich Francesco noch weiter runter, um die zu erwartende Hitzeschlacht so gut wie möglich zu überstehen. Es erfolgte die bereite wohlbekannte Startzeremonie, Nach nur wenigenMinuten war Francesco auf der Strecke. Das Fahrzeug lag ruhig. Wenn man bedenkt das Francesco auf dem Rücken liegend, mit dem Kopf nach vorn nur über eine Spiegel sehend diese Highspeedrad bewegt, eine besonders beachtliche Leistung. Leider fand dieser erfreuliche Beginn von Francescos Rekordfahrt ein viel zu frühes Ende. Gerade noch in Sichtweite, vor der ersten Kurve, wurde die Fahrt von einem defekten Reifen beendet und das Eiviestretto erhielt eine unschöne seitliche Markierung., als fast 100m über den Asphalt rutschte. Francesco war nicht passiert und verkam mit dem Observer Christian Ascheberg zu Fuss zum Start zurück. In der Zwischenzeit hatte sich Damijan das Eiviestretto schon aufs Autodach geschnürt und machte sich, leicht Zähne knirschend, bereit für die Nachschicht, um das Fahrzeug wieder einsatzklar zu machen. Die zur Verfügung stehende Zeit auf dem DEKRA Oval an diesem Wochenende soll unbedingt genutzt werden.
Wieder wurde die Zeit vom HPT Delft für Proben genutzt und leider musste dabei auch das VeloX2 Bekanntschaft mit dem Asphalt des DEKRA - Ovals machen. Sebastian Bouwier, der bei diesen Proben das VeloX2 auf 100km/h beschleunigt hatte, bremste beim Anhalten früher als die „Fänger“ es erwarteten und diese kriegten das Fahrzeug nicht mehr rechtzeitig zu fassen. Trotzdem freute sich das Team riesig über die 100km/h zumal sie auch den Fehler in der Steuerung gefunden hatten, der bis dahin für die unruhige Fahrt des VeloX2 gesorgt hatte.
Als Nächste war Ellen v. Vugt vom Team Elan an der Reihe. Ellen hatte leider im Frühjahr heftige Problem mit dem Rücken so dass sie jetzt noch nicht ihre volle Leistung zur Verfügung hatte. Dafür hatte sie mit dem neuen VeloxX ein sehr vielversprechendes Rad am Start. Diese Spielart des VeloX ist deutlich kleiner als das Original und der Rahmen ist ein anderer als beim HPTDelft. An diesen wichtigen Details merkt man die Erfahrung von Hans v. Vugt als Projektleiter. Diese Erfahrung und das weit verzweigte Netzwerk von Hans machten es auch möglich, das Ellen Radialreifen zur Verfügung hat, die einen sensationellen Leichtlauf ermöglichen, an dann auch die besten Diagonalreifen, wie sie alle fahren, nicht heranreichen.
Der Start von Ellen erfolgte so extrem routiniert und perfekt, dass man es im vergleich zu allen andern kaum glauben konnte. Wenige Begleitschritte von Hans und schon fuhr Ellen wie an der Schnur gezogen geradeaus. Von den möglichen 15m nutze Hans vielleicht 4-5m. Auch das zeigt wie perfekt Fahrerinn und Fahrzeug sind. Natürlich setzt Ellen keine 300 Watt oder mehr frei, wie dir Topfahrer des Velox2. Aber das braucht sie auch nicht um bereits in der ersten Runde mit knapp 70km/h vorbeizufahren. Das machte Hoffnung. Ellen hatte offensichtlich das Potential für einen Rekord. Leider waren alle diesbezüglichen Hoffnungen bereits vor dem Ende der zweiten Runde begraben. Gut 1,5km vor Start/Ziel stürzte auch Ellen wegen einem Reifendefekt. Jetzt war auch für Hans die Nacht verplant, den am So um 9:00 sollte wieder gestartet werden.
Als letzter machte sich Daniel auf den Weg. So spät, dass es mit der Dunkelheit Probleme geben könnte. Er legt ein ähnliches Tempo vor wie Ellen, allerdings in seinem gepimmten EVO-K. Daniel jagte den uralten Dreiradrekord des Vector. Allerdings nicht länger als alle anderen. er hatte technische Probleme, die ihn zwar nicht völlig bremsten, aber doch soweit, das ein Rekord unmöglich schien. Nur mit Mühe konnte er ein Tempo mit seinem speziell präparierten EVO fahren, das er sonst mit dem normalen EVO-K im Alttag fahren kann. Auch er plante eine Nachschicht ein, um den Fehler zu finden.Abschließend war nur Oliver in der Lage seine Fahrt zu Ende zu führen und das Duell der Konzepte endet unentschieden, mit leichter Führung der Schweizer, denn Francesco ist nach wie vor Rekordhalter über die Stunde. Wie der Wettkampf zwischen dem Konzept VeloX, großes Fahrzeug mit möglichst starken Fahrern gegen möglichst kleines Fahrzeug mit maximalen Stress für den Fahrer, d.h. bestmöglich Ausnutzung der vorhanden Leistung, ausgeht werden die nächsten Tage zeigen.
Freitag 29.6.2012
Bereits Donnerstag Abend waren erste Testfahrten auf dem DEKRA-Oval möglich. Das holländische Team HPT Delft war bereits mit seinem VeloX2 vor Ort und natürlich auch Francesco Russo, der Initiator dieser Speeddays.
Am Freitag kamen noch das finnische Team 24c2 und das holländische Team ELAN dazu. Das Wetter war gut, nur leider eine Spur zu windig für die 200m Sprinter. Trotzdem probierten alle Teams Start und „Landung“ und fuhren jeweils ein paar Runden. Den konzentriertesten Eindruck machte dabei Francesco mit seinem „Edel“- Helfer Damjan. Beide waren bis in die Haarspitzen angespannt und jede Probe wurde von ihnen minuziös absolviert, als wäre es ein Rekordversuch. Dagegen konnte man bei den anderen Teams deutlich sehen, dass sie noch auf einer andern Stufe der Vorbereitung war. Bei Ihnen ging es noch mehr um das Vertraut machen mit Strecke und Sportgerät.
Vor einigen Probeläufen machte Francesco sogar mentale Übungen wie ein Bobfahrer, bei denen er die Strecke im Kopf abzufahren schien. Er ging dabei 20/30 Meter über die Strecke mit nach vorne gestreckten Armen und machte ab und zu Ausfallschritte … das so so aus als ob man noch etwas vor hatte. Während Francesco sich gedanklich auf die kommende Fahrt vorbereitete, machte Damjian sehr zügig und konzentriert das Fahrzeug startbereit . Da saß jeder Handgriff, x-fach geübt. Ein ausgetüftelte Routine, der man gut anmerken konnte das Damjan selber schon mehr als einmal selber der Fahrer auf Rekordjagd war.
Schließlich, der Wind war abgeflacht, wurde auch der erste Rekordversuch ausgerufen. Francesco wollte seinen eigenen Stundenrekord angreifen. Wieder wurde der Start vorbereite wie zu vor beschrieben. Die Nervosität stieg merklich und es schlichen sich kleine Fehler ein. Francesco musste noch mal aus dem Sitz, damit der richtige Gang eingelegt werden konnte. Das Mundstück vergass man zu wässern und die Gebläsekühlung im Stand wurde nicht sofort eingeschaltet. Alles Kleinigkeiten, aber man merkte jetzt wurde es ernst., die Nerven der Beteiligten waren zum reißen gespannt.
Frabcesco fuhr los. Die Fangleine für die Startvorrichtung zogen immer schneller in Fahrrichtung mit und als die zugelassenen 15m erreicht waren löste sich die Startvorrichtung perfekt. Weit kam Francesco aber nicht. Es ist eine hohe Kunst so flach liegend, mit minimalem Lenkeinschlag und nur 3 Gängen bis 100km/h beim Start nicht in ungute Schwingungen zu geraten. Leider hatte Francesco kein Glück und er stürzte. Sofort war sein Team zur Stelle und ein zweiter Anlauf wurde gestartet, der gewohnt routiniert ablief und kaum zwei Minuten später fuhr Francesco endlich. Doch die Nervosität inVerbindung mit diesem Fehlstart und einigen zuvor, noch mit Schutzfolien an der Seite des Eiviestrettos, wwren nicht förderlich für eine Weltbestleistung. Deshalb entschloss sich Francesco für diesen Tag aufzuhören.
In der Zwischenzeit hatte sich Oliver mit seinem Ristretto vertraut gemacht. Es waren die ersten Fahrten im Rekordtrimm mit dem neuen Rahmen. Zwischen seien proben fuhr er regelmässig mit einem CossRennrad lockere Runden im Infield des Ovals. Fast zwangsläufig hatte er bei der ersten Fahret mit dem neuen Fahrzeug einen Sturz direkt nach dem Start. Als Betrachter tut einem dabei das Herz weh, wenn man sieht wie das schöne Fahrzeug über den Asphalt schmirgelt und eine deutlich sichtbare Spur hinterlässt. Wüsste man es nicht besser würde man sagen das Fahrzeug blutet.
Der Ansatz von Oliver schien aber wesentlich pragmatischer zu sein. Äußerlich unbeeindruckt, zog er sein Ding durch und fuhr, als die Lichtschranke neu kalibriert wurde, im Traningslauf die 200m Messstrecke mit doch recht beachtlichen 94,6km/h ab. Für die erste Fahrt bemerkenswert. Offensichtlich war er guter Dinge, denn die Messstrecke wurde für ihn kalibriert. Er wollte an diesem Abend noch die 200m angehen. Der Wind war kaum noch spürbar, die Luft mild und der Asphalt hatte noch Wärme. Also alles wie bestellt. Oliver fuhr die 6km Runde auch noch einmal und stoppte dann doch. Das war ein spannender 1. Eventtag. Die Atmosphäre mit sovielen Teams am Start, die alle in die gleiche Richtung wollen, aber doch so unterschiedlich Ideen und Ansätze haben ist schon besonders. Alle sind freundlich zueinander und jeder hilft wo er kann, dennoch knistert es jedesmal regelrecht vor Spannung wenn dann doch jemand ernst macht. Wie sollte es auch anders sein, wenn geniale Aerodynamiker/ Techniker/ Konstrukteure und Sportler gemeinsam, teilweise jahrelang, auf ein Ziel hinarbeiten, 200m Sprint, den man dann in nur wenigen Sekunden hinter sich hat. Sich auf diesen Moment des Lebens zu focussiern, dass ist Spannung pur!
Starterzahl bei einem Weltrekordevent
Schaut man sich die Größe der Anlge des DEKRA Ovals an, könnte man meinen ein ganzes Rennfeld mit 100 Startern könnte hier gleichzeitig auf Rekordjagd gehen.
Leider ist dem bei weitem nicht so. Wer selber schon einmal das Vergnügen hatte mit einem Velomobil oder mit einer Vollverkleidung jenseits von 60 km/h unterwegs zu sein, der ist sich im Klaren darüber wie "schmal" die Straße plötzlich wird. Wenn man dann noch berücksichtigt, daß bei einer Rekordfahrt die Fahrer selbstverständlich auch mental an ihre Grenzen gehen, erklärt sich schnell wie schmall die ach so breite Strecke für einen Rekordfahrer nach vielen Stunden angestrengtem Fahren wird, erst recht in der Nacht.
Im Grunde passen nur zwei Fahrzeug wirklich sicher aneinander vorbei. Damit man seine Konzentration wirklich auf den Rekord verwenden kann und nicht mit Überholvorgängen verschwenden muss, sorgt die ORGA für eine überschaubare Anzahl von Startern.
Aus diesem Grund werden selbstverständlich nur Fahrer/-innen zugelassen, die auch tatsächlich eine Chance auf einen Rekord haben.
Die Sicherheit hat absolute Priorität, daß ist die ORGA allen Fahren und auch der DEKRA schuldig.
Deshalb können auch keine Versuchs-/Testfahrten zugelassen werden.